Vom Feeling her ein gutes Gefühl – über Berichtshefte

von | 26. Okt 2020

Dekobild
Foto: Alain de Botton (S. Fischer Verlag), Freuden und Mühen der Arbeit

„Was macht dein Berichtsheft?“

Die bloße Erwähnung des Berichtshefts erzeugt bei vielen Azubis schon Hautausschlag. „Das Führen des Ausbildungsnachweises dient dem Ziel, Auszubildende und Ausbildende zur Reflexion über die Inhalte und den Verlauf der Ausbildung anzuhalten sowie den zeitlichen und sachlichen Ablauf der Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule für die an der Berufsausbildung Beteiligten sowie für die zur Überwachung der Berufsausbildung zuständigen Stellen in einfacher Form nachvollziehbar und nachweisbar zu machen.“ So steht’s auf der Seite der Handelskammer Hamburg. „Überwachung“, das klingt gar nicht gut. Andererseits: Von „Reflexion“ ist auch die Rede, doch genau die kommt oft zu kurz, so die Erfahrung vieler Lehrerinnen und Lehrer, das Führen des Berichtsheft wird meist als reine Formalie empfunden. 

Um dieses Denken ein wenig aufzubrechen und echte Reflexion über die beruflichen Tätigkeiten und das parallel stattfindende schulische Lernen anzuregen, fordern wir unsere neuen eCom-Schülerinnen und Schüler regelmäßig dazu auf, während der Unterrichtszeit ganz explizit – in einem elektronischen Notizbuch – niederzuschreiben, welche Tätigkeiten und welche Inhalte sie ganz besonders catchen – und welche nicht. Liegt mir die Analyse von komplexen Daten oder stresst sie mich? Freue ich mich über Kontakt mit Kunden oder sehe ich ihn als notwendiges Übel an? Reizt mich Onlinemarketing oder gerade nicht?

Nur über ein regelmäßiges und ehrliches Hineinhorchen in sich selbst ist man als Azubi zum Ende der Ausbildung in der Lage, dem Arbeitgeber auf Augenhöhe zu begegnen und zu sagen: „Danke für das Angebot, sehr viel lieber würde ich aber im Bereich x anfangen. Das kann ich auch viel besser.“

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